Was ist ein Trauma?

Hier folgt jetzt ein SEHR langer Bericht über die Hintergründe von Traumatisierung. Diese Ausführlichkeit ist notwendig für Menschen, die selbst Traumatisierungen erfahren haben oder in ihrer Umgebung mit traumatisierten Menschen zu tun haben. Nimm dir die Zeit, die Ruhe und den Raum, um den nachfolgenden Bericht zu lesen.

TRE – Trauma Releasing Exercises

Traumatische Erlebnisse werden definiert als eine Reiz- und Sinnesüberflutung auf die der Körper mit Schutzmechanismen reagiert. (Muskelkontraktionen und die vermehrte Ausschüttung von körpereigenen Stoffen) Diese sind nicht bewusst steuerbar und nur bedingt zu beeinflussen und gelten für alle Menschen überall.


Individuelle Unterschiede in der Reaktion auf die Ausschüttung von Adrenalin, Dopamin, Serotonin und anderen Stoffen gibt es natürlich und auch der körperliche Gesamtzustand spielt eine Rolle. Die Fähigkeit zur Rationalisierung – also dem Einordnen und Bewerten des Sinneseindrucks wächst auch mit dem Alter. Kinder besitzen zum Beispiel nicht den Schutz den Rationalisierung bietet, denn sie erwerben die Möglichkeit „zu sich selbst zu sprechen“ erst langsam mit dem Erlernen der Sprache und dem Benennen und Einordnen dessen, was sie sehen, hören und fühlen.

Alle Menschen lernen, die Sinneseindrücke sie wir von unserem Körper empfangen – Schmerzen sind nur ein kleiner Teil davon – zu interpretieren. Wir wissen z. B. wo wir Schmerzen fühlen und unterscheiden die Art der Schmerzen. Was wir „Gefühle“ nennen sind immer zuerst körperliche Empfindungen die interpretier und mit einem Etikett versehen werden – Trauer, Angst, Wut und Freude sind ein paar Beispiele. Weil diese Gefühle auch unkontrollierbare Reaktionen und Assoziationen hervorrufen können und in verschiedenen Kulturen sehr verschiedene Regeln herrschen was das Zulassen dieser Reaktionen betrifft ist oftmals schon im frühen Kindesalter eine gewisse Furcht mit einigen Gefühlen verbunden. In der Tat verbringen wir vie Zeit und Aufwand damit, unseren Kindern unkontrollierbare Reaktionen „abzugewöhnen“ – sie sozial verträglich zu machen.
(Die Deutschen sind sehr gut darin sage ich mal – und gründlich.)

David Berceli beobachtete das EINE BESTIMMTE Reaktion auf traumatische Erlebnisse überall auf der Welt dieselbe ist- es ist ein neurologisch bedingtes „Zittern“, in der Bandbreite von leicht bis stark, immer beginnend in den Beinen und dem unteren Rücken und Beckenbereich. Viele Menschen in anderen Teilen der Welt „erleben“ diese Reaktion als „normal“ und unterdrücken sie nicht, in der westlichen Welt wird sie oft unterdrückt und sogar mit der Gabe von Medikamenten verhindert.

David Berceli fand, dass diese Reaktion eine „Selbstheilung“ des Körpers ist. Er ist von Beruf Chiropraktiker und entwickelte im Laufe der Zeit mit Hilfe von Kollegen aus dem Bereich der Neurologie eine Serie von Übungen die genau diese „Zittern“ hervorrufen. Es funktioniert bei jedem Menschen, egal wie alt und aus welcher Ecke der Welt. Diese Übungen lösen zuerst einmal eine akute oder chronische Muskelverkrampfung in den Psoas-Muskeln. Diese Muskelgruppe können wir nicht bewusst steuern, sie sitzt rund um das Becken und den unteren Rücken und sorgt für eine Menge wichtiger Dinge: Aufrechter Gang, gerade Schultern, die Stellung der Beine und der Wirbelsäule. Wir „benutzen“ sie nicht nur völlig unbewusst, wir nehmen ihre Verspannung auch nur indirekt wahr.

 

Das von den (leichten) Übungen hervorgerufenen „Zittern“ beginnt in den Oberschenkeln und im Beckenbereich, setzt sich aber mit vermehrter Anwendung der Methode fort und erfasst die Schultern und Arme, die Beine und Füße. Es beginnt eine Lockerung und Neuausrichtung des ganzen Körpers. Überrascht und staunend kann man sehen, dass der Körper eine genaue „Erinnerung“ an traumatisierte Bereiche hat und die unwillkürliche Bewegung zuerst genau an die mehr belasteten Stellen (Operationsnarben, alte Verletzungen jeglicher Art, die Quellen chronischer Schmerzen oder Verspannungen) „schickt“. Während die Art und Weise des Zitterns nicht steuerbar ist kann man trotzdem jederzeit unterbrechen oder abbrechen, falls man möchte. Und nach einer gewissen Zeit (zwischen 15-45 min)ist es meist abgeklungen und hört von alleine auf. Trauma – was geschieht da mit uns?

Der bewusste „Verstand“ (100% steuerbar und in der Kotrolle) wird in einer traumatischen Situation zu unserem eigenen Schutz temporär ausgeschaltet und an seine Stelle treten Überlebensimpulse – zuerst „Flucht“, wenn das unmöglich ist, die Option „Kampf“. Wenn beide Optionen nicht möglich sind – wie bei Kindern fast immer – gibt es drei weitere „Hyperreaktionen“ des Körpers die entstehen, weil der Organismus nun auch von den chemischen Stoffen (die Flucht und der Kampf ermöglichen indem sie z. B. Adrenalin und Dopamin ausschütten, Energie und vermindertes Schmerzempfinden) überflutet wird.

Die drei Reaktionen sind:


1. Erstarrung
Bewegungsunfähigkeit, flacher Atem, Verkrampfung der Muskeln bis zum ausgeprägten Schmerz, geschlossene Augen und Ohren, verminderter Tastsinn ( beim Tier vergleichbar mit „Totstellen“)

 

2. Überflutung
Ausbruch von Gefühlen in Form von Tränen, Schluchzen, Zittern, „rot sehen“, treten, umfallen, Schlagen in jeglicher Form – Kopf an die Wand, Hände und Füße etc. Was wir in „Aggresion“ und „Hysterie“ unterteilen liegt in Wahrheit auf derselben Linie.

 

3. Dissoziation
Teilung/Trennung: Die bewusste Wahrnehmung von Gefühlen (also körperlichen Empfindungen) wird ganz oder teilweise unterbrochen, die normale Übertragung der Nervenempfindungen für Hunger und Durst, Erinnerungsvermögen, Schmerz, Angst und sogar der Wahrnehmung der eigenen Person und/oder der Umgebung findet nicht mehr statt.

Diese physiologischen Zustände haben psychologische Auswirkungen – traumatische Erlebnisse werden nicht mehr in einem Zusammenhang – als Ablauf – wahrgenommen sondern gar nicht oder in Bruchstücken die in keinem Zusammenhang stehen, also vom Bewusstsein nicht eingeordnet werden können. Das „Ich“ als Bewusstsein ist aber immer bemüht, Zusammenhänge herzustellen und alles zu kategorisieren und diese „Fetzen“ von Eindrücken stellen es vor eine Aufgabe, deren Lösung schwer ist und mitunter lange dauert.

Die unbewussten Lösungsversuche des Bewusstseins stellen uns wieder vor Probleme, obwohl sie letztendlich zur Auflösung und Verarbeitung des Traumas dienen.


Wann immer der traumatisierte Mensch sich in einer ähnlichen Situation befindet – und Auslöser können Sinnesempfindungen wie Geruch oder Geräusche oder visuelle Eindrücke sein oder komplexe Situationen wie bestimmte Umbebungen oder Gesichter – wird der Versuch gestartet, diese wiedererkannten Bruchstücke einzuordnen. Dazu ruft das Bewusstsein aus dem Unterbewusstsein die gleichen Empfindungen auf, die der Mensch damals hatte und „testet“ sie in der neuen Situation. So kann es vorkommen, dass die automatische Reaktion das Mensachen viel stärker ist als der tatsächlichen Situation angemessen ist. Beispiel: ein Kind das einmal von einem Hund gebissen wurde, hat nun immer Angst vor allen Hunden, eine Frau ekelt und/oder fürchtet sich vor allen Menschen die nach Alkohol riechen oder ein Mann muss gegen Aggressionen oder Fluchtreflexe kämpfen, wenn er einbestimmtes Geräusch hört. In dem andauernden Versuch des Bewusstseins immer alles zu wiederholen – um eine Einordnung zu erreichen – kann es geschehen, dass man unterbewusst Situationen hervorruft oder sucht, die genau dies ermöglichen. Das ist unter Umständen eine tragische Tatsache – es kann bedeuten, das jemand, der durch körperliche Gewalt traumatisiert wurde (meist bevor er rationale Abwehrmechanismen , ein stabiles Ich – Bewusstsein entwickelt hat) selbst zum Gewalttäter wird oder es geschehen lässt, dass er wieder misshandelt wird. Es ergeben sich in ähnlichen Situationen wiederkehrende Muster die man sich zwar bewusst machen, aber nicht effektiv steuern oder ganz verhindern kann. Der Einfluss des Unterbewusstseins ist dem Bewusstsein erzwungen – sie ist für eine Heilung unabdingbar.

Es hat sich im Laufe der Anwendung von TRE deutlich gezeigt, dass die hervorgerufenen Vibrationen sich über die Nervenbahnen bis ins Zwischenhirn auswirken und über die Wiederholung von im Körper „erfahren“ also „erinnerten“ Zustände eine Auflösung – (Befreiung, Entlastung) bewirken OHNE dass das Trauma ins Bewusstsein gerufen – also wiederholt – werden muss. Menschen, die nach einem traumatischen Erlebnis das neurologische Zittern zulassen und durchleben und (bei rein psychologischen Traumata die nicht mit einer schmerzhaften Verletzung das Körpers einhergehen) sofort dazu übergehen, ihren Körper wieder kontrolliert zu steuern und zu benutzen, gesunden körperlich und seelisch wesentlich schneller als Menschen, die das Zittern unterdrücken, mit Medikamenten verhindern, ihren Körper „schonen“ und sich mental „aus der Gegenwart entfernen“.

„Geerdet“ sein heißt Heilung durch Bewegung und „normale“ also bekannte Sinneseindrücke, die das Bewusstsein einordnen kann, umso den Körper baldmöglichst wieder zu spüren. Bewegung ermöglicht auch, den Überschuss an ausgeschütteten Stoffen durch den Stoffwechsel schneller abzubauen. David Berceli berichtet von unzähligen Erlebnissen, in denen Menschen in Kriegssituationen oder nach Naturkatastrophen schnell und mit erstaunlicher Widerstandsfähigkeit und Energie wieder in die Normalität zurückfinden – körperlich und seelisch. Er selbst hat im Krieg zwischen Äthiopien und Eritrea und im Sudanesischen Bürgerkrieg mit den Menschen zusammen in Ausnahmesituationen gelebt.

Es verwundert auch nicht das TRE in Ländern wie China (wohin er mehrfach nach Erdbeben und anderen Naturkatastrophen gereist ist), Brasilien, dem Libanon, Israel und einigen afrikanischen Ländern bekannter ist als in Westeuropa. Hinzu kommt, das Westeuropa seine wissenschaftlichen Kriterien was die Gesundheitsvorsorge und Krankheitsbehandlung angeht noch nicht der neuesten Forschung angepasst hat. Die pharmazeutische Industrie und die nach „klassischer“ Medizin ausgebildeten Fachleute sind eine Kraft, die Erneuerungen behindert und den Status Quo erhalten wollen – die Trennung von Ärzten und „Spezialisten“ für bestimmte Krankheitskategorien.

TRE kann in Einzelbegleitung erfahren werden und dann selbstständig zuhause weiter angewendet werden.

Mit TRE kann jeder sich selbst helfen und jeder kann es lernen. Also besteht erst einmal nur dort ein Interesse wo die Not groß und andere Mittel nicht vorhanden sind. Die Möglichkeiten von TRE sind aber noch lange nicht erschöpft, eine wissenschaftliche Untersuchung der Methode läuft in Amerika grade erst an. Dort hat David Berceli erfolgreich mit Irak und Afghanistan – Heimkehrern der Streitkräfte gearbeitet die teilweise unter anderweitig nicht behandelbaren Post Traumatischen Störungen litten. Ebenso laufen dort Langzeitstudien mit Polizisten, Rettungssanitätern, Angestellten der Feuerwehr und anderen Menschen die in Katastropheneinsätze geschickt werden. Auch in Südafrika hat er mit Polizisten und Soldaten erfolgreich gearbeitet sowie im Sudan und dem Kongo TRE bei der Resozialisierung von Kindersoldaten eingesetzt. Ebenso Oktober 2013 in den Erdbebengebieten von Japan, Birma und Neuseeland.

Quelle: http://traumadurchleben.wordpress.com/2013/03/04/was-ist-tre-trauma-release-exercise/